Hilft ein täglicher Neustart des Smartphones gegen Hacker?

Was dieser Tipp wirklich bringt...

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Ein regelmäßiger Neustart des Smartphones soll ein wirksames Mittel gegen Hackerangriffe und Malware sein. Aber was ist wirklich dran an diesem gut gemeinten Ratschlag einiger Security-Experten?
Ein regelmäßiger Neustart des Smartphones soll ein wirksames Mittel gegen Hackerangriffe und Malware sein. Aber was ist wirklich dran an diesem gut gemeinten Ratschlag einiger Security-Experten?

Angeblich gibt es einen besonderen Trick, um Hackern den Zugriff auf das eigene Smartphone zu erschweren: Den regelmäßigen Neustart!

So empfehlen Security-Experten, das Handy einmal täglich aus- und wieder einzuschalten. „Ausschalten“ in diesem Sinn meint ein komplettes Herunterfahren samt anschließendem Neustart des Betriebssystems.

Best Practice: Neustart gegen Hacker?

Angeblich würde der tägliche Neustart des Smartphones gegen sogenannte „Zero-Day-Exploits“ helfen. Bei Zero-Day-Exploits handelt es sich um Sicherheitslücken in Software, die deren Entwicklern bis dato noch unbekannt sind, es also keine Bugfixes bzw. Gegenmaßnahmen gibt.

Eine solche pauschale Aussage ist eigentlich unhaltbar, denn die Art des ausgenutzten Sicherheitsproblems der jeweiligen Softwarekomponente ist ja unbekannt und kann theoretisch vom Hacker nach Neustart des Smartphones beliebig oft wiederholt werden.

Das Sammeln von Daten und Abhören von Telefonaten durch Dritte mit einem simplen Reboot des betroffenen Geräts stoppen zu können, mag in manchen Fällen klappen, in den allermeisten unterbricht es den Angriff bestenfalls kurz.

Ebenso sollen laut dem gut gemeinten Ratschlag „Spear-Phising-Angriffe“ erschwert werden. Bei diesem Cyberangriff spionieren Hacker eine bestimmte Person gezielt aus (daher „spear“, vom Englischen für „Speer“) und nutzen die so gewonnenen Informationen für spätere hoch individualisierte Phising-Attacken.

Der Angreifer nutzt die während des Spear-Phisings gewonnenen Daten, um sich dem Opfer gegenüber als Arbeitgeber, staatliche Stelle oder anderes darzustellen, um diesen so zur Herausgabe eigentlich vertraulicher Informationen zu bewegen oder bestimmte Aktionen (z.B. Überweisungen) zu autorisieren.

Wie man diese Form des Angriffs durch einen Neustart des Smartphones abblocken soll… eine Antwort darauf bleiben die selbsternannten Sicherheits-Experten schuldig. Kein Wunder, es ist schlicht unmöglich.

Wann ein regelmäßiger Neustart wirklich hilft!

Tatsächlich ist es gar keine so schlechte Idee, das eigene Smartphone hin und wieder neu zu starten – etwa einmal wöchentlich. Doch der Grund hat mit einem angeblichen Sicherheitsgewinn wenig zu tun:

Smartphones sind kleine Computer mit einem komplexen Betriebssystem, welches eine Vielzahl von Aufgaben in sogenannten Prozessen abarbeitet. Dies geschieht unbemerkt vom Anwender im Hintergrund.

Von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass ein eigentlich fertiger Prozess nicht beendet wird. Dieser beansprucht weiterhin Systemressourcen, was sich in einem erhöhten Akkuverbrauch und langsamer Reaktion auf Benutzereingaben bemerkbar machen kann.

Ein Neustart des Geräts beendet zwangsweise alle laufenden Prozesse, auch die fachsprachlich als „Zombie-Prozesse“ bezeichneten, und das Smartphone läuft wieder flüssiger.

Das Argument, beim Reboot würden auch im Hintergrund laufende Prozesse von Angreifern beendet, ist zwar korrekt. Aber irgendwie wurden diese ja auch initiiert. Meist von einer mit Malware infizierten App, die jederzeit erneut gestartet werden kann.

Unser Fazit: Ein täglicher Neustart des Smartphones ist unnötig. Vielmehr sollte man bei der Nutzung mobiler und ständig mit dem Internet verbundener Endgeräte eine grundsätzliche Vorsicht an den Tag legen und beispielsweise eine zuverlässige Firewall nutzen sowie regelmäßig die neusten Updates einspielen.


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Juni 2024
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