HTTP/2 – der lang erwartete Nachfolger

Wie HTTP/2 das Surfen im Web beschleunigt...

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Das neue Protokoll HTTP/2 verspricht mehr Leistung und Performance.
Das neue Protokoll HTTP/2 verspricht mehr Leistung und Performance.

Das Hypertext Transfer Protocol (HTTP) ist das Herz des World Wide Web – und gemessen an der Schnellebigkeit der IT-Branche, inzwischen steinalt: Seine Entwicklung begann 1989 am CERN, dem europäischen Kernforschungszentrum in der Schweiz, zuletzt wurde es 1999 aktualisiert.

HTTP/2 stellt somit einen längst überfälligen Meilenstein in der Entwicklung des Internets dar, der die Datenübertragung effizienter gestaltet und viele Möglichkeiten für neuartige Anwendungen eröffnet.

Geschichte und aktueller Status

Als das Internet Mitte der 1990er Jahre auch für das breite Publikum interessanter wurde, bestanden Websites nur aus wenigen Elementen: Die HTML-Datei selbst und eine Handvoll Bilder. Mehr nicht.

Seit dieser Zeit ist viel passiert. Moderne interaktive Web-Angebote benötigen oft Dutzende von Ressourcen, teilweise verteilt auf verschiedene Server weltweit, darunter Skripte, Stylesheets, Fonts und vieles mehr.

Lediglich das für die Datenübertragung benutzte HTTP-Protokoll hat sich seit seiner letzten Version HTTP/1.1 von 1999 nicht verändert. Aber warum ist das überhaupt problematisch?

So funktioniert HTTP…

Betrachten wir beispielhaft anhand dieser Seite, wie mit dem HTTP-Protokoll Daten vom Server zum Webbrowser übertragen werden:

Damit Sie diesen Text lesen können, musste Ihr Computer über 140 einzelne Dateien laden. Auf den ersten Blick erscheint das unglaublich viel, ist aber verglichen mit noch komplexeren Websites eher Mittelmaß.

Für jede dieser 140 Dateien sendet Ihr Webbrowser eine Anfrage, in der Fachsprache „Request“ genannt, an den Server. Dieser übermittelt dann den Inhalt der jeweiligen Datei in einzelnen Datenpaketen, zusammen mit diversen Statusinformationen.

Aus diesen erhaltenen Datenpaketen setzt Ihr Webbrowser nun den Seiteninhalt zusammen. Bis das geschafft ist, kann durchaus einige Zeit verstreichen, denn für jede Ressource muss eine separate Verbindung aufgebaut und danach wieder beendet werden.

Nun gibt es mittlerweile etliche Workarounds, um die Datenübertragung effizienter zu gestalten:

Beispielsweise fasst man JavaScript- bzw. CSS-Dateien zu einer einzigen zusammen und entfernt darüberhinaus überflüssige Zeichen (Webdesignern ist diese Technik unter dem Schlagwort „minimizing“ bekannt). Und mittels HTTP-Pipelining lassen sich mehrere Anfragen über eine einzelne Verbindung senden.

Nichtsdestoweniger bleibt die Datenübertragung mit HTTP/1.1 eine sehr ineffiziente Angelegenheit mit großem Optimierungspotential. Gerade auch, weil viele der seit HTTP/1.0 hinzugekommenen Features nur optional unterstützt werden.

Es ist Zeit für HTTP/2!

2012 wurde ein erster Entwurf vorgestellt, der sich an den beiden proprietären Protokollen SPDY von Google bzw. „HTTP Speed+Mobility“ von Microsoft orientierte. Am 14. Mai 2015 war es dann endlich soweit. Die IETF (Internet Engineering Taskforce) verabschiedete offiziell den neuen Standard HTTP/2 als final.

Die Browser-Entwickler standen zu diesem Zeitpunkt bereits in den Startlöchern: Firefox unterstützt HTTP/2 seit Version 36 (Februar 2015) und Chrome ab Version 41 (März 2015).

Auch serverseitig wurden beste Voraussetzungen geschaffen. Der verbreitete Webserver Apache bietet HTTP/2-Fähigkeiten seit Version 2.4.17 (Oktober 2015). Nahezu zeitgleich wurde sein Konkurrent IIS in Version 10 ebenfalls HTTP/2-kompatibel.

Das Problem: Es mangelt auch heute noch an Hostinglösungen, die HTTP/2 tatsächlich nutzen. Der Grund ist, dass das Einspielen von Updates des Webservers gerade bei komplexen Webprojekten ein heikles Unterfangen darstellt und nicht „mal nebenbei“ im Rahmen des Tagesgeschäfts erledigt werden kann.

Außerdem fällt es offenbar den Anbietern im Bereich der Shared-Hostinglösungen schwer, technisch wenig versierten, dafür preissensitiven Kunden die Vorteile des neuen Protokolls näher zu bringen.

Dennoch scheint sich HTTP/2 so langsam durchzusetzen: Während im November 2016 erst ungefähr 10 % aller Websites das HTTP/2-Protokoll nutzten, verdoppelte sich binnen eines Jahr der Wert auf gut 21 %.

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