Prinzipien der Software-Ergonomie

Die wichtigsten Grundsätze im Überblick...

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Funktionalität, Stabilität, Anwenderfreundlichkeit und mehr - die Herausforderungen bei der Entwicklung einer "Mensch-Maschine-Kommunikation" sind vielschichtig.
Funktionalität, Stabilität, Anwenderfreundlichkeit und mehr - die Herausforderungen bei der Entwicklung einer "Mensch-Maschine-Kommunikation" sind vielschichtig.

Der Begriff „Ergonomie“ leitet sich von altgriechisch „ἔργον“ („ergon“, „Arbeit“) und „νόμος“ („nomos“, „Regel“) ab.

Es handelt sich dabei also um die Wissenschaft, die sich mit der Anpassung von Arbeitsplätzen und Produkten an menschliche Anforderungen befasst. Konkret geht es um die Berücksichtigung menschlicher Bedürfnisse und Fähigkeiten sowie deren Grenzen.

Das Ziel von Ergonomie ist es, Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass diese möglichst effizient und zuverlässig durchgeführt werden können, aber auch für den Arbeiter selbst angenehm und wenig belastend sind.

Was bedeutet Ergonomie bei der Softwareentwicklung?

Das Entwickeln einer Software besteht nicht nur im Schreiben von Programmcode, der eine bestimmte Aufgabe erledigt. Aufgrund der hohen Komplexität moderner Apps ist die Berücksichtigung ergonomischer Gesichtspunkte für ein nutzerfreundliches und effizient einsetzbares Softwareprodukt essentiell.

Insbesondere die Benutzerschnittstelle („Mensch-Maschine-Interaktion“) und die Organisation von Arbeitsabläufen innerhalb einer Anwendung müssen ergonomischen Prinzipien folgen:

Man spricht hier von der Berücksichtigung des „nutzerorientierten“ Ansatzes. Dieser stellt die Anforderungen und Bedürfnisse der Anwender in den Mittelpunkt und ermöglicht ihnen so einen intuitiven Umgang mit dem Softwareprodukt.

Die 7 Grundsätze der Dialoggestaltung

Fast alle komplexeren Tätigkeiten, die mithilfe von Software ausgeführt werden können, benötigen mehrere Arbeitsschritte zur Vollendung. Die Software tritt dabei regelmäßig über ihre Benutzerschnittstelle in Dialog mit dem Anwender.

Um diese Interaktion mit dem Benutzer möglichst ergonomisch zu gestalten, haben sich einige Grundsätze herausgebildet, die im Folgenden kurz beschrieben werden.

1 – Aufgabenangemessenheit

Der Benutzer wird bei der Erledigung seiner Aufgaben unterstützt, ohne ihn durch die Darstellung überflüssiger Daten zu behindern. Dies kann durch eindeutige, unmissverständliche Aufforderungen und die Fokussierung auf jeweils einen Arbeitsschritt erreicht werden.

2 – Selbstbeschreibungsfähigkeit

Jeder Schritt eines Dialogs ist verständlich oder kann auf Anfrage erklärt werden, beispielsweise durch eine kontextsensitive Hilfefunktion.

3 – Erwartungskonformität

Dialoge müssen entsprechend den Erwartungen des Benutzers konsequent aufgebaut werden. Wichtig sind hierbei vor allem logisch strukturierte Arbeitsschritte, die einem nachvollziehbaren Ablauf folgen.

4 – Lernförderlichkeit

Vor allem während der Lernphase muss der Benutzer in angemessener Weise unterstützt werden. Dies betrifft sowohl den erstmaligen Umgang mit einem Softwareprodukt im Allgemeinen, als auch mit einer neuen Tätigkeit im Speziellen.

5 – Steuerbarkeit

Der Benutzer ist in der Lage, Dialoge jederzeit aktiv zu beeinflussen (z.B. lassen sich Dialoge beliebig beginnen, unterbrechen oder vorzeitig beenden).

6 – Fehlertoleranz

Fehlerhafte Eingaben werden durch die Dialoge erkannt und verhindert (Fehlermeldung, Hilfe) oder automatisch korrigiert (z.B. Komma/Punkt bei Zahlenangaben).

7 – Individualisierbarkeit

Dialoge lassen sich an die persönlichen Anforderungen des Nutzers anpassen (z.B. veränderbare Schriftgrößen, Ablaufgeschwindigkeiten).

Die 7 Grundsätze der Informationsdarstellung

Auch bei der Darstellung von Daten sowie der Präsentation von Informationen und Ausgaben spielen ergonomische Gesichtspunkte eine Rolle.

Konkret umfasst dieser Bereich alle Teile der Benutzeroberfläche eines Softwareprodukts, einschließlich Dialogen und anderen Instrumenten der Benutzerkommunikation.

1 – Erkennbarkeit

Die Aufmerksamkeit des Benutzers wird durch geeignete Maßnahmen ausschließlich auf relevante Informationen gelenkt.

2 – Unterscheidungsfähigkeit

Die gezeigten Informationen sind eindeutig und können von anderen ebenfalls vorhandenen Informationen unterschieden werden.

3 – Lesbarkeit

Die dargestellten Informationen sind leicht zu lesen (z.B. minimale Augenbelastung bei längerer Bildschirmarbeit durch ein gutes Kontrastverhältnis zwischen Text und Hintergrund).

4 – Verständlichkeit

Der Benutzer ist in der Lage, die Bedeutung der Informationen zu erfassen (z.B. durch möglichst kurze, aber ausreichend detaillierte Texte).

5 – Prägnanz

Der Benutzer erhält nur solche Informationen, welche für die Erledigung seiner spezifischen Aufgaben erforderlich sind (z.B. Ausblenden irrelevanter Daten).

6 – Konsistenz

Die Darstellung von Informationen findet stets auf die gleiche Weise statt und entspricht den grundsätzlichen Erwartungen des Benutzers.

Weiterführende Informationen

Zusätzliche Infos zu den Themen Mensch-Maschine-Kommunikation und User Interfaces finden Sie in den folgenden Artikeln (Links öffnen in einem neuen Fenster):


Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Februar 2023
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